Medienmitteilung

 

Generalversammlung der Caritas Freiburg

Neuer Vorstand und erste Erfolge von neuen Dienstleistungen

Givisiez, 22. April 2010. Nach einem schwierigen Jahr versucht Caritas Freiburg seine Aktivitäten zu konsolidieren und vorsichtig Neues anzugehen, das seiner Mission entspricht. Dies hielt Bischofsvikar Marc Donzé an der Generalversammlung des kantonalen Hilfswerks  am Mittwochabend, 21. April, im Pfarreisaal Givisiez fest. Die Versammlung ergänzte den Vorstand und genehmigte die Jahresrechnung 2009 und den Voranschlag für 2010.

Gleich nach der Generalversammlung im April 2009 hätten Präsidentin Jeannine Godel und Vizepräsident Adolphe Gremaud wegen unterschiedlichen Sichtweisen zur Direktorin Petra Del Curto demissioniert. Im Laufe des Jahres zogen sich wegen beruflichem Ortwechsel auch Patrice Favre, Sr. Pia Humbel, Felix Poffet und schliesslich auch der Kassier René Joye zurück. Als Vizepräsident sprang Hans Schreiber ein, doch das Präsidium muss gemäss den Statuten die Generalversammlung wählen. Marc Donzé übernahm selber interimistisch die Aufgabe.

Mit sichtlicher Freude kündigte er an, dass es gelungen sei, Kandidaten mit unterschiedlichen Kompetenzen für den Vorstand zu finden. Einstimmig und mit Applaus wurden dann Beat Renz, Freiburg, als Präsident, sowie Jacques Berset, Cormérod, Jean-Luc Bettin, Freiburg, und Patrick Marchioni, Düdingen, als Mitglieder in den Vorstand gewählt. An die Stelle der zurücktretenden Revisorin Marie-Thérèse Marchon wurde Pierre-Alain Clément, Ependes, gewählt.

Ausgeglichene Rechnung

Trotz der Schwierigkeiten im Vorstand gelang es, die Finanzen in den Griff zu bekommen. Nachdem im Vorjahr noch ein Defizit von über Fr. 20'000 resultierte, gab es 2009 sogar einen Einnahmenüberschuss von Fr. 29'600.19 bei einem Ausgabentotal von insgesamt Fr. 1'003'321.30, womit die zusammengeschmolzenen Eigenmittel wieder etwas aufgestockt werden konnten. Mit Fr. 148'924.80 entsprächen sie jedoch nach wie vor nicht dem Minimum einer Institution dieser Grösse, hielt Hans Schreiber fest.

Der Schuldenberatungsdienst habe an Aktualität und Dringlichkeit nichts eingebüsst, unterstrich die Direktorin Petra Del Curto an der Pressekonferenz am Donnerstag am Sitz von Caritas Freiburg in Givisiez. 279 Verschuldungssituationen wurden im Jahr 2009 betreut, wovon 167 neue Dossiers waren. Das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen (Fr. 4'970.–) der betreuten Familien sei über die letzten 10 Jahre kaum gestiegen, die durchschnittliche Schuldenlast (Fr. 68'039.–) habe sich jedoch verdoppelt. Zur Entlastung und Vorbeugung hat Caritas Freiburg eine nunmehr mit 50% dotierte Budgetberatungsstelle eingerichtet.

Zu den neuen Angeboten gehört die KulturKarte, die zusammen mit Gemeinden und Veranstaltern geschaffen wurde, womit bei kulturellen und Freizeitaktivitäten ein Rabatt von bis zu 70% gewährt wird. Neben der Stadt Freiburg und zehn Agglomerationsgemeinden interessieren sich nun auch weitere Gemeinden dafür. Rund siebzig Karten wurden bisher vor allem von den Sozialämtern ausgegeben. Auch die ehrenamtlichen öffentlichen Schreiber, die beim Ausfüllen von amtlichen Formularen oder beim Aufsetzen von persönlichen Briefen helfen, fänden guten Anklang. Seit April 2010 kann dieser Dienst bei LivrEchange an der Avenue de Midi 3-7 in Freiburg jeweils am letzten Freitag des Monats von 14 bis 18 Uhr in Anspruch genommen werden.

Regelmässiger Armutsbericht gefordert

Caritas Freiburg unterstützt das Postulat eines regelmässigen Armutsberichts, das im Grossen Rat am 17. März 2010 eingereicht wurde. Die Abgeordnete Andrea Burgener Woeffray unterstrich an der Pressekonferenz, dass dieser Bericht nötig sei, um eine Strategie im Kampf gegen die Armut entwickeln und überprüfen zu können. Auch in anderen Kantonen unterstützen die jeweiligen Caritas-Organisationen entsprechende politische Vorstösse. Sie stehen im Zusammenhang mit der Dekade des Kampfes gegen die Armut 2010-2020, womit in der Schweiz die Armut halbiert werden soll.

Das Geschenk stört die Wirtschaftswissenschaft

Prof. Paul Dembinski, Direktor des Genfer "Observatoire de la finance" und Professor an der Universität Freiburg, erläuterte in seinem Vortrag im Anschluss an die Generalversammlung "Das Geschenk, eine Freiheit, die stört", dass eine Handlung, die keinen Gegenwert erwartet, in den Wirtschaftswissenschaften äusserst suspekt ist. Dass alles einen Preis hat, ist der Motor des Marktes und damit des wirtschaftlichen Handelns. Das Geschenk ist der tote Winkel der modernen Wirtschaftswissenschaft. Das theoretische Konstrukt des homo oeconomicus verfolge nur sein Eigeninteresse der Maximierung der Nützlichkeit und der Befriedigung. Der Markt gewährleiste dann die Effizienz des Austauschs. Das selbstlose Geschenk ist daher vollkommen unverständlich.

Diese theoretische Grundlage der Wirtschaftswissenschaft habe Papst Benedikt XVI. in seiner Sozial-Enzyklika "Caritas in veritate" im Juni 2009 radikal in Frage gestellt: "Die Liebe in der Wahrheit stellt den Menschen vor die staunenswerte Erfahrung des Geschenks. Die Unentgeltlichkeit ist in seinem Leben in vielerlei Formen gegenwärtig, die aufgrund einer nur produktivistischen und utilitaristischen Sicht des Daseins jedoch oft nicht erkannt werden." Das Geschenk ist nicht etwas nach der Wirtschaft, sondern gehört ins Zentrum des Nachdenkens über das wirtschaftliche Handeln. Wie dies in der Wissenschaft umgesetzt werden soll, lasse der Papst jedoch offen. Prof. Dembinski wagte mit der Bewegung von der anonymisierten, in einem Augenblick stattfindenden Transaktion zur dauerhaften, sich zwischen Personen entwickelnden Beziehung einen ersten Versuch. Von der Effizienz der Transaktion müsse wieder zur Fruchtbarkeit der Beziehung gefunden werden. Beim Geschenk treten der Gebende und der Empfangende in eine Beziehung, die mit dem Gegenstand verbunden wird.

 

Hans Rahm

 

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Hans Rahm

Kath. Info-Beauftragter Deutschfreiburg

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