Gott und den Menschen begegnen in der Bibel
Freiburg, 17.11.2014. Zu einem ökumenischen Bibeltag versammelten sich am Samstag knapp 30
reformierte und katholische Teilnehmende im Bildungszentrum Burgbühl, St. Antoni. Die
Veranstaltung stand unter dem Titel „Vom Geist Gottes erfüllt – Ringen um Gemeinschaft
damals und heute“ und wurde von der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Freiburg
und der katholischen Kirche Deutschfreiburgs organisiert.
„Aggiornamento – as taaget“ – so hiess das Schlagwort des Zweiten Vatikanums, das vor 50
Jahren die katholische Kirche in einen Dialog mit der Moderne sowie den anderen
Konfessionen und Religionen brachte. „Aber Aggiornamento, ist auch ein Motto für das
Bibellesen“, so erläuterte Norbert Wysser, Mitglied der Vorbereitungsgruppe. Immer wieder
ginge es darum, die Bibel mit der Lebenswelt der Menschen heute in Verbindung zu bringen
und zu fragen, was die biblische Botschaft heute für uns bedeute.
Unterschiedliche Herangehensweisen
Auf welch vielfältige Weise man an den Bibeltext herangehen kann, erlebten die
Teilnehmenden in sieben Ateliers, die von Referentinnen und Referenten beider Konfessionen
gestaltet wurden. Norbert Wysser präsentierte eine Methode, die von lateinamerikanischen
Basisgruppen inspiriert ist, welche er während eines Theologiestudiums in Argentinien
erleben durfte. „Mit meinen Lebenserfahrungen komme ich zum Bibeltext, lasse mich davon
inspirieren und wieder meinen Alltag beeinflussen. Das kommt auch der Bibel entgegen: Es
wird ja nichts anderes erzählt als Lebensgeschichten von Menschen, die mit Gott unterwegs
sind, von Menschen die Freude und Sorgen haben, die sich trennen und versöhnen, von
fragenden Menschen und solchen, die Antworten finden. Das pralle Leben.“
Ökumenisches Potential
Das Potential für die Ökumene betonte Katja Wissmiller von der Bibelpastoralen
Arbeitsstelle des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks in Zürich. Obwohl der von ihr
vorgestellte Zugang, die meditative Lectio Divinia, schon auf die Wüstenväter zurückgehe,
hätte der Wert der Bibellektüre wiederentdeckt werden müssen: „Erst die Reformation bzw.
das Zweite Vatikanum haben wieder ins Bewusstsein gerufen, dass die Bibel allen zugänglich
ist und dass man mit Gott in der Bibel ins Gespräch treten kann – unabhängig von
Institutionen und Fachpersonal.“
Kreative Auseinandersetzung
Anschaulich wurden die Reisen des Apostels Paulus anhand von Kartenmaterial, das Sabine
Handrick (Pfarrerin der Reformierten Kirchgemeinde Düdingen) für ihre Bibellektüre „auf
Augenhöhe“ heranzog. Aber nicht nur Lektüre, sondern auch die eigene Kreativität war von
den Teilnehmenden gefordert. Christina von Roedern, reformierte Pfarrerin in Murten, liess
im Bibliolog die Anwesenden in verschiedene Rollen schlüpfen und somit die Bibelgeschichte
neu mit Leben füllen. Auch Rita Pürro Spengler (Katholische Fachstelle Erwachsenenbildung
QuerWeltEin) eröffnete im Bibliodrama neue Perspektiven auf bekannte Texte durch Raum,
Sprache und Spiel. Dass Bibeltexte auch in Bewegung gebracht werden können, zeigte Daniela
Jungo (Heilpädagogin, Cressier) in der Anleitung von Kreistänzen zum Thema
„Gemeinschaft“.
Gemeinschaft erleben
Inhaltlich waren die Fragen präsent, die auch heute den ökumenischen Dialog prägen: Was
macht Gemeinschaft aus? Wie gehen wir mit Unterschieden um? Was verbindet uns? Gerade in
der Apostelgeschichte wird deutlich, dass diese Diskurse schon am Anfang des Christentums
stehen.
Dass aber ökumenische Gemeinschaft nicht nur in Papieren verhandelt werden soll, sondern
in Gemeinschaft erlebbar ist, war in den Gesprächen spürbar. „Es ist doch eine
Bereicherung, wenn man zusammen lesen kann“ – so eine Erkenntnis des Tages. „Man merkt,
dass man nicht alleine auf dem Weg ist“, so Ilsemarie Cottier (Freiburg) und Anita Staub
(Meyriez). „Die Gemeinschaft, die Gespräche auf tiefer Ebene und der Humor waren
beeindruckend.“ Und welches Fazit lässt sich für die Ökumene ziehen? „Das Bibellesen ist
ein guter Zugang. An der Basis ist die Ökumene oft schon fast selbstverständlich.
Schliesslich muss man sich bewusst sein, dass diese Grenzen von Menschen gezogen wurden.
An uns ist es auch, sie abzubauen.“
Mit de Bübla i d’Stùba: Apostelgeschichte
Für alle erfahrenen Bibelleser und alle Neueinsteiger steht das nächste Bibelprojekt schon
in den Startlöchern: „Mit de Bübla i d’Stùba“, ein Vorhaben, das beim ökumenischen
Bibeltag schon von Rolf Maienfisch (Chabrey) präsentiert wurde, beginnt am ersten Advent
mit der Lektüre der Apostelgeschichte. Am Sonntag, den 30. November, um 16.00 Uhr findet
eine ökumenische, zweisprachige Auftaktveranstaltung im Kollegium Gambach, Freiburg,
statt. In einer szenischen Lesung und einem musikalischen Teil der Gruppe P.U.S.H. (Pray
Until Something Happens) wird die Apostelgeschichte lebendig. Anschliessend findet ein
Apéro statt. Wer im neuen Lesejahr mitmachen möchte und noch eine Bibelgruppe sucht, kann
sich an Rita Pürro Spengler wenden
(bueblaidstuba@bleuwin.ch<mailto:bueblaidstuba@bleuwin.ch>). Hefte mit dem Bibeltext
und Anleitungen zur Gestaltung der Treffen liegen ab dem 1. Advent in den Kirchen aus.
Text und Bild: Christina Mönkehues, Informationsbeauftrage des Bischofsvikariats
Deutschfreiburg
Das Bild ist auf Anfrage in besserer Auflösung erhältlich.
Weitere Informationen:
Rita Pürro Spengler, Fachstelle Erwachsenenbildung Querweltein
026 495 11 24
bildung(a)kath-fr.ch
Christina Mönkehues
Informationsbeauftragte des Bischofsvikariats Deutschfreiburg
Neu: Murtengasse 8
1700 Freiburg
026 425 45 26
076 786 03 56