kath.ch Medienspiegel – 25.07.2015, 08:26

Sie rettet Tausenden Flüchtlingen das Leben

Iris Mostegel – Es war im Jahr 2010, als Meron Estefanos zum ersten Mal einen dieser Anrufe erhielt. Sie stand gerade in ihrer Küche in Stockholm, und ihr Handy läutete. 00888. Mit diesen fünf Zahlen begann die unbekannte Nummer. Als die Frau abhob, peitschten ihr gellende Schreie entgegen. Es waren Schreie von Kindern, von Frauen und Männern. Es waren 425 Eritreer, und jeder schrie um sein Leben. Sie trieben auf dem Mittelmeer, das Schiff war leck. Einer der Passagiere hatte auf einem Papier die Telefonnummer von Meron Estefanos bei sich und tippte die 13 Ziffern in das Satellitenhandy, jenes Handy, das Schlepper den Flüchtlingen üblicherweise für Notfälle mitgeben. Und das war der Moment, in dem es in der Küche der damals 35-Jährigen läutete. «Es war der Albtraum», erinnert sie sich. «Die Menschen schrien ins Telefon: Wir sterben! Unser Leben ist in deiner Hand, tu was!» Meron Estefanos sitzt in ihrer schmucklosen Küche und sagt: «Ich war komplett überfordert. Zuerst rief ich die italienischen Behörden an. Dort hiess es: Rufen Sie Malta an! Ich rief Malta an. Die sagten: Rufen Sie Italien an!» Sieben Stunden vergingen, erzählt sie, bis die 425 Eritreer wussten, dass sie überleben würden. Es war die italienische Küstenwache, die sie rettete.

Quelle: Neue Luzerner Zeitung

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