Jean-Claude Juncker ist nicht der Papst. Doch wäre er der Papst, sagte der Luxemburger gestern, würde er den Europäern zurufen, «habt keine Angst». Auch so hörte sich die Rede des EU-Kommissionschefs wie ein verzweifelter Appell an, angesichts der Flüchtlingskrise nicht zu verzagen und vor allem Europas Werte und Geschichte nicht zu vergessen. Die Erwartungen vor Junckers Rede zur Lage der Europäischen Union vor dem EU-Parlament waren hoch. Schliesslich steht die EU nach dem Streit um Griechenlands Platz in der Eurozone angesichts der Flüchtlingsströme in der nächsten existenziellen Krise. Der Luxemburger wirkte allerdings zeitweise, als würde er einen einsamen und schon beinahe verlorenen Kampf führen.