kath.ch Medienspiegel – 05.03.2025, 11:59 Ob der Papst den Vatikan je wiedersieht, weiss niemandOb der Papst den Vatikan je wiedersieht, weiss niemand Seit bald drei Wochen liegt Franziskus mit einer schweren Lungenentzündung in der Römer Gemelli-Klinik. Erstickungsanfälle wechseln sich ab mit ruhigen Tagen. Eine Rückkehr in den Vatikan ist derzeit kein Thema. von Dominik Straub Franziskus habe einen «etwas schwierigen Nachmittag» verbracht, hatte es im Vatikan am Montagabend geheissen. Das war massiv untertrieben: Laut dem medizinischen Bulletin des vatikanischen Pressesaals hatte der Papst an jenem Tag «zwei Episoden von akuter Ateminsuffizienz» erlitten, die eine mechanische Beatmung erforderten, wenn auch ohne Intubation. Verursacht wurden die beiden Erstickungsanfälle durch «eine erhebliche Ansammlung von endobronchialem Schleim und einen daraus resultierenden Bronchospasmus» (Krampf und Verengung der Atemwege), hiess es weiter. In der Folge seien zwei Bronchoskopien durchgeführt worden, bei denen «reichlich Sekret abgesaugt werden musste». Keine wesentliche Verbesserung Am Dienstagmorgen gab der Vatikan vorsichtig Entwarnung: Der Papst habe die ganze Nacht geschlafen und ruhe sich weiter aus. Die Atemmaske benötige er nicht mehr. Wie schon am Abend zuvor wurde darauf hingewiesen, dass Franziskus jederzeit wach und im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten gewesen sei. Ausserdem hätten die Blutwerte des 88-Jährigen «keine Verschlechterung» oder einen Hinweis auf eine neue Infektion ergeben. Aber eben auch keine Verbesserung. Bereits am Freitagabend hatte der Papst eine ähnliche Atemkrise erlitten, nachdem es ihm zuvor während drei Tagen in Folge besser gegangen war und bereits die Hoffnung aufkeimte, er könnte die kritische Phase hinter sich gelassen haben. «Verhaltene Prognose» Nun aber schwanken der Vatikan und mit ihm Millionen katholische Gläubigen weiter zwischen Hoffen und Bangen. Am kommenden Freitag werden es bereits drei Wochen her sein, dass Franziskus mit einer Bronchitis in die Gemelli-Klinik eingeliefert wurde. Der vierte Spitalaufenthalt des Papstes seit seiner Wahl im März 2013 ist bereits der mit Abstand längste. Angesichts des Umstands, dass die Bronchitis chronisch geworden ist und die bakterielle Lungenentzündung weiterhin nicht unter Kontrolle scheint, sprechen die behandelnden Ärzte von einer «verhaltenden Prognose». Mit anderen Worten: Ob und wann Franziskus wieder in den Vatikan zurückkehren kann, weiss niemand. Selbst bei einem günstigen Genesungsverlauf könnte es noch Wochen dauern, bis an eine Entlassung aus der Gemelli-Klinik zu denken ist. Der Kirchenstaat funktioniert Grundsätzlich ist auch eine lange Absenz des Papstes – solange er Entscheide fällen kann – kein Problem: Der Vatikan und seine Verwaltung sind eine gut geölte Maschinerie, die auch ohne physische Präsenz des Chefs funktioniert. Eine Schlüsselrolle dabei spielen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und sein Vize Erzbischof Edgar Pena Parra. Franziskus hat sie schon zweimal in der Klinik empfangen und die meisten Führungsaufgaben an sie delegiert. So empfängt derzeit Parolin anstelle des Papstes die Staatsgäste im Vatikan. Ausserdem hat Franziskus vom Krankenbett aus mit der Ordensschwester Raffaella Petrini eine neue Verwaltungschefin ernannt, die die vatikanische Bürokratie in Schwung hält. Daneben hat er von der Klinik aus schon 22 Bischöfe und vier Weihbischöfe ernannt und Heiligsprechungen genehmigt. Die längere Krankheit eines Papstes ist für den Vatikan auch nichts Neues: Gegen Ende des Pontifikats von Johannes Paul II., der an der Parkinson’schen Krankheit litt, wurde die Kirche ebenfalls von der Gemelli-Klinik aus geleitet. Johannes Paul II. bezeichnete das Römer Spital damals scherzhaft als «dritten Vatikan» – nach dem eigentlichen Vatikan und der damaligen Sommerresidenz der Päpste in Castelgandolfo. «Ein Papst kann fast alles delegieren – ausser sein Petrusamt», betont der Kirchenrechtler Davide Cito von der päpstlichen Heiligkreuz-Universität. Das heisst: Es gibt nur einen Stellvertreter Gottes auf Erden und nur ein geistliches Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken. Als solches ist der Papst nicht ersetzbar, und in dieser Kernfunktion macht sich seine physische Absenz bei den Audienzen und bei den Messen und Angelusgebeten auf dem Petersplatz immer mehr bemerkbar – auch wenn das im Vatikan bisher niemand offen sagt. Bei den Audienzen, Messen und Gebeten auf dem Petersplatz macht sich die Abwesenheit des Papstes immer mehr bemerkbar. Quelle: Südostschweiz https://www.kath.ch/medienspiegel/ob-der-papst-den-vatikan-je-wiedersieht-weiss-niemand/ |