kath.ch Medienspiegel – 25.07.2015, 07:57
Eine Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin versucht sich an der Geschichte von Abraham und Isaak. Von Uwe
Justus Wenzel – Als Abraham Gottes Stimme hörte, die ihm Ungeheuerliches gebot, die ihm nämlich befahl, seinen Sohn Isaak als Brandopfer auf einem Berge darzubringen – hätte er da entgegnen müssen: «Dass ich meinen guten Sohn nicht töten solle, ist ganz gewiss; dass aber du, der du mir erscheinst, Gott seist, dessen bin ich nicht gewiss, und kann es auch nicht werden . . .»? – Davon, dass dies die einzig vernünftige Reaktion auf das Ansinnen einer «vermeintlich göttlichen Stimme» gewesen wäre, war Immanuel Kant, von dem die phantasievolle Variation der biblischen Geschichte stammt, überzeugt. Bereits zu des Königsberger Aufklärungsphilosophen Zeiten werden manche seinen Einwand wohl für zu höflich vorgebracht befunden haben. Kant aber hielt nicht jeglichen Gottesglauben für Humbug; er war allerdings der Auffassung, es sei schlechterdings unmöglich, «dass der Mensch durch seine Sinne den Unendlichen fassen» könne.
Quelle: Neue Zürcher Zeitung