Von Gerhard Schwarz: Die Fernsehmoderatorin und Philosophin Barbara Bleisch hat sich mit der steilen These, Kinder würden ihren Eltern, bloss weil sie ihre Kinder sind, nichts schulden, in die Schlagzeilen geschrieben. Zwar sei Dankbarkeit der Kinder wunderbar, aber es gebe keine Pflicht zur Dankbarkeit, unter anderem, weil die Eltern sich freiwillig für Kinder entschieden hätten und die Kinder weder in ihre Existenz noch in die Fürsorge einwilligen konnten. Abgesehen davon, dass dies ein merkwürdig restriktives Verständnis von Dankbarkeit wäre (man darf, ja soll auch für freiwillig erbrachte und ungefragte Wohltaten dankbar sein), sollte man Dankbarkeit ohnehin mehr als Tugend verstehen, obwohl es bei Kant «Dankbarkeit ist Pflicht» heisst oder Schiller über die «Dankesschuld gegenüber den Vorfahren» schreibt.