kath.ch Medienspiegel – 24.09.2015, 08:51

Das gute Fühlen

Kritikern ist die «Willkommenskultur», mit der sich Deutschland für Flüchtlinge öffnet, viel zu emotional. Sie vermissen realpolitischen Verstand. Aber die demokratische Kultur kann ohne Gefühl nicht sein.
Von Joachim Güntner – Hartherzigkeit ist ein Übel, Gutherzigkeit etwas sehr Schönes. Den Satz darf man stehenlassen. Er deckt sich mit unserem moralischen Empfinden. So hat auch der mitfühlende Empfang, den deutsche Bürger in den letzten Wochen den Scharen eintreffender Flüchtlinge vielerorts bereitet haben, Sogwirkung entfaltet, die Zahl der Engagierten vermehrt und Zuschauer mitgerissen. Güte und Grosszügigkeit rühren uns gerade dann, wenn sie heftiger ausfallen als erwartet. So hilfsbereit können Bürger gegenüber Fremden sein? Mit einer derartigen Woge zivilen Engagements war nicht zu rechnen. Es ist die Differenz zwischen Erwartung und Erfüllung, welche die Gemüter in so hohem Masse bewegte und Kommentatoren, eben weil sie ergriffen sind, von «ergreifenden Szenen» sprechen liess.

Quelle: NZZ

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