kath.ch Medienspiegel – 29.06.2015, 14:24

Häuptlinge ohne Indianer

Gastkommentar Martin Grichting über den Wandel in der Kirche.
Wenn es um Kirche und Staat in unserem Land geht, sind es
die Fakten, die provozieren, nicht die Personen, die auf einen
dramatischen Wandel hinweisen. Die Motivation, die Kirchen
in der Schweiz mit Herrn Tur Tur, dem Scheinriesen aus dem
Kinderbuch «Jim Knopf» von Michael Ende zu vergleichen,
hat mir der frühere Münsterpfarrer von Basel, Bernhard
Rothen, gegeben. Wenn er in schonungsloser Ehrlichkeit
reformierte Kirchenleute im «Tages-Anzeiger» als
«Häuptlinge ohne Indianer» bezeichnet, weiss er, wovon er
spricht. Und wenn ich als Generalvikar des Bistums Chur
letztes Jahr in der Stadt Zürich zehn Firmungen gehalten habe,
weiss ich auch, wovon ich rede. Der Secondo-Anteil bei
diesen Jugendlichen, deren Eltern oder sie selbst in anderen
Ländern religiös sozialisiert worden sind, lag bei über zwei
Dritteln. Das heisst, dass die jugendlichen Schweizer sich in
Zürich nur noch zu einem kleinen Teil firmen lassen. In der
Innenstadtpfarrei, die aufgrund der ökonomischen Verhältnisse
noch weitgehend von Schweizern bewohnt wird, kam es
deshalb auch gar nicht erst zu einer Firmung. Von den 31
Jugendlichen, die angeschrieben wurden, meldete sich nur
einer an.

Quelle: Bündner Tagblatt

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