Auf dem Balkan hat sich parallel zum Flüchtlingsstrom ein Schlepperwesen entwickelt, das die Menschen legal oder illegal in Richtung Westen transportiert. Die Verschärfung der Repression wird es nur noch profitabler machen.
ANDREAS ERNST, TOVARNIK UND RÖSZKE – Metaphern sind riskant. Aber wer die Flüchtlinge und ihre Routen auf dem Balkan beobachtet, dem drängt sich der Vergleich mit den Bewegungen des Wassers dennoch auf. Flüchtlingsströme, die aus der Nähe betrachtet eigentlich «Rinnsale» von einzelnen kleinen Personengruppen sind, suchen ihren Weg nach dem Gesetz des geringsten Widerstandes. Nachdem Ungarn am 15. September seine Grenze dichtgemacht hatte – wobei Ritzen und Spalten offen bleiben für die Stärkeren und Wohlhabenderen – verschob sich die Hauptroute sofort nach Kroatien. In der Nacht auf Freitag wurde auch diese Grenze geschlossen (siehe Kasten). Damit haben sich die Rahmenbedingungen für den illegalen Schleppermarkt auf einen Schlag verbessert, denn der Flüchtlingsstrom wird nicht zurück in den Nahen Osten fliessen. Er wird sich in Serbien stauen und jene, die den Menschen beim Grenzübergang helfen, werden die Preise erhöhen. Die Geschäfte der Schlepper werden in Zukunft noch besser laufen.