Gedanken zum Sonntage von Ingrid Grave:
Warum soll ihn dieses Volk wirklich interessieren? Schliesslich macht Pilatus hier in Palästina nur seinen Job als Statthalter einer Weltmacht. Er ist Römer. Was scheren ihn letztlich die Querelen eines unbedeutenden Volkes, fernab von Rom! Vor ihm steht ein jüdischer Angeklagter (Joh 18, 33-37). Er soll von sich gesagt haben, er sei der König seines Volkes. Ein politisches Verbrechen? Pilatus will es wissen und fragt ihn, ob er sich als König verstehe? Jesus stellt die Gegenfrage: «Sagst du das von dir aus?» – «Bin ich denn ein Jude?», so die Reaktion von Pilatus. Da klingt Verachtung an für ein ganzes Volk. Der Vertreter einer Weltmacht zu sein, ein römischer Staatsbürger, das allein genügt schon, sich als Mensch einer gehobenen Klasse zu fühlen und auf den unüberbrückbaren Abstand zwischen ihm und dem Angeklagten einer minderwertigen «Rasse» hinzuweisen.