Leicht manipulierbarer Nachwuchs

Im Norden Nigerias werden neun Millionen Buben an Koranschulen ausgebildet.

Im Norden Nigerias werden neun Millionen Buben an Koranschulen ausgebildet.

Kano. Eine Gruppe armselig gekleideter Knaben sitzt in der nordnigerianischen Stadt Kano vor einer Koranschule auf dem dreckigen Trottoir. Gleich daneben verläuft ein Abwasserkanal. Die Haut vieler Kinder ist voller Wunden. Mit wiegenden Oberkörpern rezitieren die Almajiri-Schüler den Koran.

Die religiöse Ausbildung ist im überwiegend muslimisch geprägten Norden Nigerias hoch angesehen. Die Regierung schätzt die Zahl der Almajiri-Koranschüler in der Region auf etwa neun Millionen. Das Wort Almajiri stammt aus dem Arabischen und bedeutet «Einwanderer». Doch die Kinder werden meist ausgebeutet und leben in völliger Armut.

Einige von ihnen sind erst vier Jahre alt. Sie müssen betteln oder für wenig Geld niedere Arbeiten verrichten. Die Almosen müssen sie mit den Lehrern teilen. Meist leben die Kinder weit entfernt von ihren Familien, die sie nur etwa einmal im Jahr sehen. Das mache es Kriminellen und Terrorgruppen leicht, die indoktrinierten Knaben anzuwerben, warnen Experten.