Im israelischen Judentum wächst der Widerstand gegen die Prärogative der orthodoxen Oberrabbiner. Zionistische Rabbis haben auf eigene Faust mit der Konversion Minderjähriger zum Judentum begonnen.
Ulrich Schmid, Jerusalem. Unerhörtes begab sich diese Woche in Jerusalem. An einer geschlossenen, von zionistischen, reformorientierten Rabbinern überwachten Feier traten sechs Minderjährige zum Judentum über. Der Akt kommt einem Aufstand gegen das Oberste Rabbinat gleich, dem bisher die Kontrolle über die Konversionen oblag. Gleichzeitig ist die reformistische Konversion als Protest gegen die Regierung von Ministerpräsident Netanyahu zu verstehen. Diese hat im Juni auf Druck der einflussreicher gewordenen religiösen Parteien eine erst vor acht Monaten in der letzten Legislatur verabschiedete Reformvorlage gekippt. Diese zielte darauf ab, die Anzahl der Gerichtshöfe, die Konversionen überwachen, zu vergrössern und nicht nur eine Handvoll vom Obersten Rabbinat ernannte Richter darüber befinden zu lassen. In den israelischen Medien hat dieses Aufbegehren ein enormes Echo ausgelöst.