Er ist homosexuell, er ist Araber – und schreibt darüber. Aber Saleem Haddad kann noch mehr.
Schande. Arabisch: eib. Ein Wort, das wie ein Schwert niederfahren kann. Wir kennen es aus dem Kontext der berüchtigten Ehrenmorde; da trifft es vor allem Frauen und Mädchen, die laut geltendem Sittenkodex den Ruf der Familie «besudelt» haben und dafür mit Leib und Leben büssen müssen. Aber auch Saleem Haddad, 1983 in Kuwait geboren, hat Jahre im Schlagschatten dieses Wortes verbracht: Haddad war homosexuell, und die Schilderung, wie die Eltern auf sein Comingout reagierten, macht die Qual aller Beteiligten handfest wie einen kantigen Stein. Fünf Tage habe die Auseinandersetzung gedauert, erzählte der Schriftsteller dem «Guardian». «Ich sass stundenlang schweigend da, während sie schrien und weinten. Meine Mutter hatte den Wikipedia-Eintrag über Homosexualität ausgedruckt, und sie beugten sich darüber, versuchten zu verstehen. Aber ich konnte nichts machen.»