kath.ch Medienspiegel – 21.12.2020, 09:11
Der fliegende Heiler
Mit der Vorweihnachtszeit macht sich auch die Welt der Engel in zunehmendem Masse bemerkbar. Da ist es nur logisch, dass auch der goldene Engel an der Fassade des Hauses Bäumleingasse 4 vermehrt den Blick auf sich zieht. Er lächelt milde, ja beinahe gütig. Und damit beruhigt er die Menschen – gerade solche, die in Zeiten wie diesen verunsichert sind. Unser Engel ist nicht irgendein Engel. Es handelt sich um Raphael. Seine Name bedeutet «Gott hat geheilt», und das heisst auch: Raphael ist der Schutzheilige der Kranken, der Reisenden und der Apotheker. Deshalb hält der Engel auch einen Palmenzweig in seiner Linken, denn dieser steht für das Paradies und das ewige Leben. Dass die Engelsfigur gerade an diesem Haus über den Köpfen der Passanten seine Flügel ausbreitet, ist Ferdinand Schneider zu verdanken. Der Apotheker liess die Figur als Symbol für seine Tätigkeit 1863 an der Hausfassade anbringen. Doch eine Apotheke hat sich hier schon lange vorher befunden: Im Haus Bäumleingasse 2 war bereits 1642 ein Apotheker seinen Geschäften nachgegangen. Im Jahr 1843 wurde diese Offizin dann ins Haus mit der Nummer 4 verlegt, wo zuvor die beiden Chirurgen Johann Caspar und Jakob Christoph Mangold gewohnt hatten. Man könnte also beinahe von einer medizinischen Ecke sprechen. Der golden strahlende Engel hatte für den Apotheker Ferdinand Schneider natürlich eine Werbefunktion. Mehr noch – die Figur gab der Apotheke fortan auch den Namen: Engel-Apotheke. Beinahe 150 Jahre versah die himmlische Figur ihre Funktion als Schutzpatron über die Apotheke. Dann, im Jahr 2006, fusio nierte die Offizin mit der Goldenen Apotheke in der Freien Strasse. Und das hatte zur Folge, dass die Engel- Apotheke ihr Domizil wechselte und zu jenem der «Goldenen» in der Freien Strasse zog. Thomas Stebler, der damalige Leiter der Engel-Apotheke, überlegte sich zwar, die goldene Figur mit an den neuen Standort zu nehmen. «Aber er passte irgendwie nicht zum modernen Gebäude», sagte er damals zur Basler Zeitung, «deshalb haben wir beschlossen, ihn an der Bäumleingasse 4 zu lassen – schliesslich ist er dort zu Hause.»
Quelle: Basler Zeitung