kath.ch Medienspiegel – 19.12.2015, 07:58

Die neue Kunst zu sterben

Gastkommentar von MICHAEL WUNDER:
Heute wird in der Diskussion über die medizinische Behandlung am Lebensende beklagt, dass die Moderne über keine Kultur des Sterbens mehr verfüge oder zumindest grösste Schwierigkeiten damit habe. Die Frage ist deshalb, ob wir heute an der Kunst des Sterbens früherer Epochen, der Ars Moriendi des späten Mittelalters, anknüpfen könnten. Diese befasste sich zwar vor allen Dingen mit der Angst vor dem Tod, der Hölle und dem Fegefeuer und damit, wie man durch Glauben und Zuversicht zu Geduld, Demut und der Abwendung vom Irdischen gelangen kann. Dennoch sind ihre Betonung der Bedeutung der geistigen Begleitung – heute würden wir sagen spirituellen und psychosozialen Begleitung – und ihr Prinzip der möglichst frühzeitigen und in das tägliche Leben integrierten Beschäftigung mit Tod und Sterben ein eindrücklicher Hinweis auf das, worauf es zeitüberdauernd ankommt. Die Ars Moriendi wird ein Teil der Ars Vivendi.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung

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